Was ist IKIGAI?

IKIGAI (生き甲斐) stammt aus Japan und bedeutet wörtlich „das, wofür es sich zu leben lohnt“. Oft wird es als die perfekte Schnittmenge aus vier Faktoren beschrieben:

Was du liebst

Worin du gut bist

Wofür du bezahlt wirst

Was die Welt braucht

Klingt ideal, oder? Wer diese vier Kreise in Einklang bringt, soll angeblich nicht nur glücklicher sein, sondern auch ein langes, erfülltes Leben führen – wie die über Hundertjährigen aus Okinawa, die oft als Beweis für das Konzept herangezogen werden.

Doch die große Frage ist: Ist es realistisch, dass jeder Mensch diese perfekte Balance findet? Und falls nicht – was dann?

Wofür kann man IKIGAI nutzen?

IKIGAI ist mehr als ein nettes Konzept für Selbstfindungskurse. Es kann helfen, bewusster zu leben und bewusster zu arbeiten. In der Praxis nutzen Menschen IKIGAI, um:

1. Die eigene Karriere bewusster zu gestalten

Wer seine Stärken, Interessen und Werte kennt, trifft bessere Entscheidungen – sei es beim Jobwechsel, der Wahl eines Projekts oder in der Weiterentwicklung der eigenen Rolle.

2. Motivation und Sinn in der Arbeit zu finden

Nicht jeder Job muss eine „Berufung“ sein. Aber wenn man versteht, wie die eigene Arbeit zu etwas Größerem beiträgt, steigt die Zufriedenheit.

3. Teams und Organisationen sinnvoller aufzustellen

Führungskräfte können IKIGAI nutzen, um Mitarbeitenden zu helfen, ihre Stärken einzusetzen – und so Motivation und Engagement im Team zu steigern.

Die Gefahr der Frustration: Was, wenn ich keinen perfekten Job habe?

So verlockend die Idee eines „perfekten Jobs“ auch ist, sie birgt eine Gefahr: Was passiert, wenn man ihn nicht findet?

Viele Menschen fühlen sich unter Druck gesetzt, die eine große Berufung zu entdecken. Wer diesen Idealzustand nicht erreicht, kann in Frustration und Selbstzweifel abrutschen. Das Problem: Die Realität ist selten so perfekt wie das Modell.

• Nicht jeder kann mit dem verdienen, was er liebt.

• Nicht jede Leidenschaft ist eine sinnvolle Karriereoption.

• Nicht jede Arbeit gibt sofort Sinn – manchmal erkennt man ihn erst später.

Aber heißt das, dass man sich mit einem mittelmäßigen Job abfinden muss? Nicht unbedingt.

Lösung: Sinn und Erfüllung aktiv gestalten

Wenn der perfekte Job nicht existiert, heißt das nicht, dass man keinen Sinn in der Arbeit finden kann. Es gibt drei Wege, den eigenen IKIGAI im aktuellen Job zu stärken:

1. Transparenz schaffen – Warum tust du, was du tust?

Viele Menschen empfinden ihre Arbeit als sinnlos, weil sie den größeren Zusammenhang nicht sehen. Führungskräfte sollten daher:

  • Klar machen, welchen Wert einzelne Aufgaben haben.
  • Zeigen, wie jeder Beitrag ins große Ganze passt.
  • Den Purpose des Unternehmens verständlich kommunizieren.

2. Job Crafting – Den Job an die eigenen Stärken anpassen

Nicht der Job muss perfekt sein – sondern der Umgang damit. Job Crafting bedeutet, die eigene Arbeit bewusst umzugestalten, z. B.:

  • Mehr von den Aufgaben übernehmen, die Freude machen.
  • Neue Herausforderungen suchen, die eigene Stärken nutzen.
  • Beziehungen am Arbeitsplatz aktiv gestalten, um mehr Energie aus der Zusammenarbeit zu ziehen.

3. Ausgleich schaffen – IKIGAI muss nicht nur im Job entstehen

Erfüllung findet nicht nur in der Arbeit statt. Wer seinen Job nicht als „Lebenszweck“ empfindet, kann Sinn in anderen Lebensbereichen finden:

  • Ehrenamtliche Tätigkeiten oder Hobbys, die einen erfüllen.
  • Beziehungen und Familie als Quelle von Sinn und Motivation.
  • Persönliche Projekte, die außerhalb des Berufs für Begeisterung sorgen.

Fazit: Perfekter Job oder perfekter Umgang mit dem Job?

IKIGAI ist eine wunderbare Idee – aber nicht als starres Ziel. Wer darauf wartet, dass der perfekte Job vom Himmel fällt, wird oft enttäuscht. Die wahre Kunst besteht darin, dem aktuellen Job mehr Sinn zu geben, statt auf den perfekten Job zu warten.

Oder um es mit Hector Garcias Worten aus seinem Buch zu IKIGAI zu sagen: „Selbst wenn es nicht gelingt, alle vier Kategorien zu erfüllen, kann man den eigenen ikigai steigern, indem man sie im Kopf behält.“


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