Städtereisen sind oft – ergänzend zu Erholung und wertvoller Zeit mit der Familie – eine große Inspiration für das große Ganze, das hinter meiner Arbeit steckt.

So geschehen unlängst auf einem Kurztripp nach Wien. In dieser großartigen Stadt ist man umgeben von greifbarer Geschichte, insbesondere Vermächtnisse des letzten österreichischen Kaisers Franz Joseph. Ja, er war der Ehemann von Sisi, aber zu welchen Erkenntnissen kann er in einem Blog über Zusammenarbeit, Kultur und Führung beitragen?

Kaiser Franz Josef war einer der letzten überzeugten Vertreter des Gottesgnadentums. Er war also der festen Überzeugung, von Geburt an von höheren Mächten auserwählt zu sein, Entscheidungen für sein Volk zu treffen und ihre Leben zu gestalten. Mitwirkung des Volks sah er als unnötige Belästigung seiner Bürgerinnen und Bürger an. So sagte er 1910 zu Theodore Roosevelt: „Ich bin der letzte Monarch der alten Schule. Es ist meine Aufgabe, meine Völker vor ihren Politikern zu schützen!“

Mich erinnert das stark an Diskussionen um das Thema Führung. Viele Menschen sind überzeugt davon, dass manche Menschen mit bestimmten angeborenen Eigenschaften ausgestattet sind, die sie zur Führungskraft machen, andere eben nicht. Führungskräfte bilden einen eigenen, ganz besonderen Schlag Mensch. Mitarbeitende dagegen sind bequem, wenn nicht sogar faul, denken nur in ihrem eigenen beschränkten Umfeld und wollen nicht mehr Verantwortung übernehmen, als sie unbedingt müssen.

Dies ist sicherlich ein überzeichnetes Bild, es gibt wohl nur noch wenige Führungskräfte, die in solchem Maße von ihrer höheren Berufung überzeugt sind.

Dennoch lohnt sich der Blick darauf, was aus dem Gottesgnadentum geworden ist, um damit auch Impulse zu den Themen Führung und Verantwortung im Unternehmen zu bekommen. Auf politischer Ebene sind bekanntlich Demokratien entstanden, in denen Bürger, ganz normale Bürger, die oberste Verantwortung auf Zeit im Staat erlangen. Und in letzter Zeit sind immer mehr basisdemokratische Ansätze in den Fokus gerückt. In ihnen wird anerkannt, dass Menschen Verantwortung übernehmen wollen und wir durch den Diskurs von vielen zwar nicht unbedingt schneller, aber nachhaltiger zum Ziel kommen. Nachhaltiger heißt an dieser Stelle, dass die gewonnenen Lösungen durch Einbezug von mehr unterschiedlichen Perspektiven besser werden, und dass sie eher akzeptiert und damit umsetzbar werden.

Höchste Zeit also, dass wir uns auch in der Steuerung von Unternehmen, vom großen Ganzen bis zum einzelnen Team, damit vertraut machen: Verantwortung auf Zeit, Selbstverantwortung der/s Einzelnen, und ein transparenter Dialog über den Weg in die Zukunft können langfristig in eine bessere Zukunft führen.

(Foto: depositphotos; Wir sehen hier nicht Franz Joseph I, sondern Erzherzog Karl vor der Hofburg)


Bei Fragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung

Georg Irion systemischer Berater Stuttgart und Umgebung
jetzt kontaktieren
Georg Irion systemischer Berater Stuttgart und Umgebung

Mehr lesen?

Führungskraft von Gottes Gnaden?

Städtereisen sind oft – ergänzend zu Erholung und wertvoller Zeit mit der Familie – eine große Inspiration für das große ...
VUCA-Blog-Artikel

VUCA – Zittern Sie noch oder genießen Sie schon?

Unsere Welt ist VUCA, das haben sicher die meisten schon gehört. Und auch wer es noch nicht gehört hat, hat ...